Schimmel – erste Hilfe und Vorbeugung
Inhalt:
1. Was ist Schimmel?
2. Wann besteht Schimmelgefahr?
3. Woran erkenne ich Schimmelbefall?
4. Ursachen für Schimmelbefall
5. Erste Hilfe bei Schimmelbefall
6. Schimmel vorbeugen
6.1 Lüften
6.2 Kalte Wände und Wärmebrücken
6.3 Kapillar aufsteigende Nässe
6.4 Schadhafte Isolierungen an Dach oder Fassade
1. Was ist Schimmel?
Pilze (Fungi) bilden neben Tieren und Pflanzen das dritte große Reich eukaryotischer (d.h. mit Zellkernen ausgestatteter) Lebewesen. Pilze sind sesshaft, im Gegensatz zu Pflanzen treiben sie aber keine Photosynthese. Sie müssen sich daher durch die Aufnahme organischer Substanzen ernähren, die sie in gelöster Form aus der Umgebung aufnehmen. Pilze sind nach heutiger Kenntnis näher mit den Tieren als mit den Pflanzen verwandt.
Schimmelarten leben nahezu überall, so sind auch in jedem Gebäude Sporen verschiedener Schimmelarten zu finden. Ob Schimmel an einer bestimmten Stelle wächst, ist in den Lebensbedingungen zu suchen, die die Schimmelpilze dort vorfinden. Wie alle stoffwechselnden Lebewesen benötigt auch Schimmel Wärme, Feuchtigkeit und Nahrung.
2. Wann besteht Schimmelgefahr?
Schimmel entsteht ganz allgemein auf durchfeuchteten Wänden oder in nicht ausreichend durchlüfteten Nassbereichen wie Bad und Küche. Liegt die Luftfeuchtigkeit in einem Raum permanent bei 60 Prozent oder darüber, besteht akute Gefahr für die Entstehung von Schimmel. Schimmelpilze wachsen bereits ab Temperaturen von 12 Grad, besonders wohl fühlen sie sich bei 18–20 Grad.
Was Nahrung anbetrifft, ist Schimmel wenig wählerisch. Tapeten, Wandputz oder Sockelleisten enthalten genügend zersetzbares organisches Material. Bereits Hausstaub auf einer einer glatten Möbeloberfläche kann für die Bildung von Schimmel ausreichen.
3. Woran erkenne ich Schimmelbefall?
Schimmel verbreitet einen charakteristisch muffigen Geruch, man sollte es sich unbedingt zur Gewohnheit machen, bewusst danach zu schnuppern. Schimmel wächst meist unbemerkt im Verborgenen – deshalb ist es wichtig, typische Schimmelecken zu erkennen und sie regelmäßig zu inspizieren.
Äußerst hilfreich beim Aufspüren ist die Verwendung eines Hygrometers – digitale Ausführungen mit Thermometer sind inzwischen so günstig zu haben, dass für jeden Raum ein Messgerät angeschafft werden kann. Schimmelsporen zählen zu den stärksten Allergenen, sie verteilen sich bereits in der Wohnung, wenn es noch nicht schimmelig riecht. Wenn Sie zuhause öfter oder gar regelmäßig Niesattacken, brennende Augen oder gar rätselhaften Ausschlag bekommen, sollten Sie alarmiert sein.
4. Ursachen für Schimmelbefall
Nassbereiche wie Badezimmer und Küchen sind besonders anfällig für das Entstehen von Schimmel in der Wohnung. Wärmebrücken an Fensterwangen und Außenwänden sind aber ebenso auch prädestiniert für Schimmelpilze wie kalte Obergeschossdecken unterhalb eines nicht ausgebauten Dachstuhls. Die hier vor allem in der Heizperiode kondensierende Luftfeuchtigkeit durchnässt den Untergrund und schafft damit beste Vorraussetzungen für Schimmelwachstum.
Feuchte Keller in älteren Gebäuden oder nicht abgedichtete Bodenplatten sind sichere Kandidaten für Schimmelbefall. Eine schadhafte oder gar nicht erst vorhandene Perimeterdämmung unterhalb des Gebäudesockels ermöglicht es Feuchtigkeit aus dem Erdreich in das Mauerwerk einzudringen. Von hier aus wandert das Wasser kapillar nach oben. Deutlich sichtbare Zeichen dafür sind mineralische Ausblühungen in Form von weissen oder rötlichen Flocken an den Kellerwänden.
5. Erste Hilfe bei Schimmelbefall
Für die Behandlung von glatten, nicht saugenden mit Schimmel bedeckten Untergründen sind im Handel diverse Schimmelvernichter erhältlich. Sie werden meistens direkt auf die befallenen Stellen aufgesprüht und anschließend mit einem Lappen oder Küchenkrepp abgewischt. Die Sanierung von saugenden, mit Schimmel befallenen Wandflächen ist dagegen leider recht aufwendig. Bei den sichtbaren dunklen Flecken handelt es sich um die sporenbildenden Fruchtkörper und damit quasi nur um die „Spitze des Eisbergs”. Der eigentliche Pilz, das Mycel, befindet sich unsichtbar darunter. Es ragt weit verzweigte bis tief in die Putzschicht und das Gemäuer hinein und kann leide nur mechanisch entfernt werden.
Als erste Maßnahme beim Entdecken verfärbter Wandbereiche empfiehlt sich eine Behandlung mit einem fungiziden Pumpspray. Die aufgesprühte Lösung vernichtet die oberflächlichen Fruchtkörper und kann so dazu beitragen, eine weitere Sporenabgabe in die Raumluft zu unterbinden. Nachdem das enthaltene Lösemittel verdunstet und die befallene Oberfläche wieder getrocknet ist, kann das mechanisch (mit Drahtbürste oder einem Bürstenaufsatz für die Bohrmaschine) entfernt werden. Ganz wichtig ist dabei das Tragen einer Atemschutzmaske samt Schutzbrille.
Erste Hilfe-Set mit Power Protect First-Aid-Gel. Aufbringen, mit Schutzfolie abdecken und umlaufend abkleben. Nach zwei Wochen können weitere Maßnahmen ergriffen werden. (Remmers)
Das desinfizierend wirkende Schimmel Frei Haftgel wird mit einer Pumpflasche gezielt aufgetragen. (Mellerud)
6. Schimmel vorbeugen
Wasserdampf ist grundsätzlich in jeder Wohnung zu finden. Er entsteht beispielsweise beim Kochen, Duschen oder Haarefönen und wir atmen Feuchtigkeit auch bei jedem Luftzug aus. Bis zu 12 Liter Wasser kommen so täglich in einem 4-Personenhaushalt zusammen. Eine bestimmte Menge Leuchtfeuchtigkeit ist prinzipiell auch nicht schädlich – zu wenig (< 40 %) kann sogar zu Beeinträchtigungen der Atemwege führen. Bedrohlich wird die Lage erst, wenn in der Wohnung eine dauerhaft erhöhte Luftfeuchtigkeit (> 60 %) vorherrscht, da sich Schimmel bilden kann.
Mögliche Ursachen für erhöhte Feuchtigkeit in der Wohnung sind:
• Falsches Lüften
• Kalte Aussenwände und Kältebrücken
• Kapillar aufsteigende Nässe
• Schadhafte Isolierungen an Fassade oder Dach
6.1 Lüften
Da heutige Gebäude aufgrund immer besserer Dämmeigenschaften der Bauteile zunehmend dichter werden, reicht der natürliche Luftaustausch durch Fugen und kleinere Undichtigkeiten oft nicht mehr aus, um ein gesundes Wohnklima aufrechtzuerhalten. Während es früher in den Häusern durchaus schon einmal „zog”, lassen moderne Fenster mit Mehrfachverglasungen und doppelten Lippendichtungen im geschlossenen Zustand häufig nur noch einen 0,2-fachen Luftwechsel zu. Notwendig wäre es – zur Wahrung des hygienisch und bauphysikalisch notwendigen Mindestluftaustauschs – jedoch, 0,5 bis 0,8 mal pro Stunde für einen kompletten Luftwechsel zu sorgen.
Tipp: So lüften Sie richtig:
Stoßlüften ist grundsätzlich besser als Dauerlüften, dabei geht keine wertvolle Wärme verloren. In den Wohnräumen zwei bis fünf mal täglich in allen Räumen idealerweise gegenüberliegende Fenster gleichzeitig weit öffnen (Durchzug). In Frühjahr und Herbst 15 Minuten, im Sommer bis zu 30 Minuten. Küche und Bad, den Bereichen mit erhöhtem Feuchtigkeitsaufkommen, sollten Sie besondere Aufmerksamkeit widmen. Sorgen Sie hier dafür, dass nasse Wände und Oberflächen stets abgerakelt bzw. abgewischt werden, um die zu trocknende Wassermenge zu reduzieren. Auf jeden Fall unmittelbar nach einer Dusche oder einem Bad bzw. nach dem Kochen Fenster immer weit öffnen und ausgiebig lüften. Sie wohnen in einem Neubau? Dann müssen Sie womöglich noch häufiger lüften, da die restliche Baufeuchte noch bis zu zwei Jahren nach Fertigstellung an die Raumluft abgegeben wird. Gleiches gilt für einen Altbaus, in den neue Fenster eingebaut wurden.
6.2 Kalte Wände und Wärmebrücken
Rund 12 Liter Wasser gibt eine vierköpfige Familieam Tag in Form von Wasserdampf an die Raumluft ab. Wird dieser Dampf nicht unverzüglich nach außen geleitet, besteht die Gefahr, dass die feuchte Luft an kalten Stellen in der Wohnung kondensiert. Gefährdete Bereiche sind Außenwände, Fensterlaibungen, Dachschrägen sowie Wand-/Decke Übergänge oberhalb des Kellers. Grundsätzlich sollten Schränke deshalb nicht zu nah an Außenwänden entlang aufgestellt werden; wichtig ist, dass die Luftzirkulation hinter dem Möbel gewährleistet bleibt.
Primäres Ziel einer Sanierung dieser Problemzonen ist die Erhöhung der Oberflächentemperatur der Innenwände, damit der Kondensations- bzw. Taupunkt des Dampfes nicht mehr erreicht wird. Ein möglicher Weg ist die Sanierung der Außenhülle des Gebäudes, beispielsweise durch das Anbringen eines Wärmedämmverbundsystemes (WDVS). Ein solches System bietet zusätzlich den Vorteil einer erheblichen Energiekosteneinsparung. Dort, wo eine Dämmung der äußeren Gebäudehülle nicht infrage kommt – etwa bei einer Eigentumswohung oder einem Denkmal-geschützten Gebäude – empfiehlt sich der Einbau einer Innendämmung.
Eine Innendämmung erfolgt meistens mit mineralischen Kalziumsilikatplatten, die von von innen gegen Wände und Decke geklebt werden. Die mit Luft aufgeschäumten Platten sind federleicht, porös und lassen sich leicht verarbeiten. Zur Erhöhung ihrer mechanischen Belastbarkeit müssen sie allerdings noch mit einem Vlies sowie einem speziellem Mörtelputz armiert werden. Die Anbringung ist unkritisch und kann von ambitionierten Slebermachern geleistet werden. Erhältlich sind Kalziumsilikatplatten in mehreren Stärken sowie auch in Keilform für den Bereich boberhalb von Fenstern. Nachteile sind neben der Bruchempfindlichkeit des Material bei der Verarbeitung ein Verlust von nutzbarer Wohnfläche (die Platten sollten mindestens acht Zentimeter stark sein).
6.3 Kapillar aufsteigende Nässe
Wenn Sie einen Experten mit der Begutachtung eines älteren Hauses beauftragen, wird er grundsätzlich zuerst in den Keller des Gebäudes gehen, um sich den Zustand der Wände anzuschauen. Sind diese durchfeuchtet, ist eine kostenintensive Gebäudesanierung unvermeidlich. Die Feuchtigkeit schränkt nicht nur die Nutzbarkeit der Kellerräume erheblich ein, sie steigt auch in den Wänden bis in die darüber liegende Etage hoch und verursacht hier muffigen Geruch, nasse Tapeten und oftmals Schimmel. Nasse Kellerwände sind in der Regel auf eine schadhafte oder im Extremfall garnicht erst vorhandene Perimeterdämmung zurückzuführen. In diesem Falle muss das Gebäude von außen allseitig bis auf Höhe des Kellerbodens ausgeschachtet werden. Die nun freiliegenden Kellerwände werden ggf. neu verputzt, mit einer sperrenden Schlämme beschichtet und für die Anbringung der folgenden Perimeterdichtung grundiert. Dämmplatten für den Perimeterbereich bestehen meist aus XPS-Polystyrol Hartschaum, einem hoch formstabilen und feuchtigkeitsresistenten Dämmstoff. Sie halten die Erdfeuchte von den Kellerwänden fern und reduzieren den Wärmeverlust über die erdberührenden Wände. Wenn eine Freilegung der Kellerwände nicht infrage kommt, kann die Sanierung auch von innen erfolgen.
6.4 Schadhafte Isolierungen an Dach oder Fassade
In das Mauerwerk eindringendes Regenwasser verschlechtert die Dämmwirkung der Fassade und kann bis in die dahinterliegenden Gebäudeebenen gelangen. Problematisch sind vor allem Fensterwangen und Türlaibungen. Dagegen hilft das streichen mit einer hydrophobierend eingestellten Lasur. Das Mittel dringt in Stein und Mörtel ein und härtet hier aus. Wasser kann in der Folge nicht mehr vom Mauerwerk aufgesogen werden. Feuchtigkeit dringt bei Reihenhäusern oftmals im Übergangsbereich zweier Gebäude in die Fugen ein. Hier empfiehlt sich eine regelmäßige Inspektion, da die Dehnungsfugen extremen Klimaschwankungen ausgesetzt sind und somit im Laufe der Zeit an Elastizität verlieren.