Tipp: Herausforderungen und Chancen für junge Künstler
Der Übergang von der Kunstschule in den Kunstmarkt ist für viele junge Künstlerinnen und Künstler eine aufregende, aber auch herausfordernde Phase. Der Kunstmarkt bietet Chancen, sich zu etablieren, aber auch Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Während einige Studierende bereits während ihrer Ausbildung erste Schritte auf dem Kunstmarkt unternehmen, sind andere unsicher, wie sie ihre Kunstwerke vermarkten und verkaufen können. Dieser Artikel beleuchtet die zentralen Herausforderungen und Chancen auf diesem Weg, basierend auf den Erfahrungen von Kunststudierenden, Lehrenden und Branchenexperten.
Kunsthochschule: Schutzraum oder Vorbereitung auf den Markt?
Kunsthochschulen bieten jungen Künstlern Raum, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und ihre eigene künstlerische Stimme zu finden. Doch in den letzten Jahren hat sich der Druck erhöht, schon während des Studiums den Schritt in den Kunstmarkt zu wagen. Marcus Boxler beschreibt in seinem Artikel "Kunstmarkt und Hochschule", dass Plattformen, Rundgänge und Nachwuchskojen auf Messen es Studierenden ermöglichen, ihre Werke einem breiten Publikum zu präsentieren. Doch diese frühe Marktintegration bringt auch Risiken mit sich. Die Hochschulen sollen ein "Schutzraum" sein, in dem sich die Studierenden frei von den ökonomischen Zwängen des Marktes entfalten können. Doch diese Abgrenzung wird immer schwieriger, da der Kunstmarkt zunehmend junge Talente ins Visier nimmt.
Der Konflikt zwischen künstlerischer Freiheit und Marktanforderungen ist eine zentrale Herausforderung für Kunststudierende. Einige sehen es als Chance, ihre Kunst schon früh zu vermarkten, während andere befürchten, dass der kommerzielle Druck ihre künstlerische Entwicklung beeinflussen könnte. Gereon Krebber, Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, erinnert daran, dass die Akademien früher Orte waren, an denen vor allem die Werke der Professoren ausgestellt wurden. Heute jedoch stehen die Studierenden selbst im Fokus, und ihre Werke werden bei Rundgängen oft direkt verkauft.
Plattformen als Chance für junge Künstler
Eine der größten Chancen, die sich für junge Künstlerinnen und Künstler im digitalen Zeitalter bietet, sind Online-Marktplätze für Kunst. Plattformen wie der Studenten-Kunstmarkt ermöglichen es Studierenden, ihre Werke einem breiten Publikum zu präsentieren und zu verkaufen. Erich Reich, Gründer des Studenten-Kunstmarkts, beschreibt die Plattform als eine Möglichkeit, Kunstwerke zu einem relativ günstigen Preis zu verkaufen und gleichzeitig erste Erfahrungen mit dem Kunstmarkt zu sammeln. Reich betont, dass die Plattform nicht nur wirtschaftliche Vorteile bietet, sondern auch dazu beiträgt, dass junge Künstler lernen, sich online zu präsentieren und Preise für ihre Arbeiten festzulegen.
Die Demokratisierung des Kunstmarkts durch Online-Plattformen ermöglicht es Künstlern, unabhängig von ihrem Hochschulhintergrund ihre Werke anzubieten. Plattformen wie diese schaffen Raum für alle Kunstschaffenden, unabhängig davon, ob sie von einer renommierten oder einer weniger bekannten Hochschule stammen. Dies verringert die Eintrittsbarrieren in den Kunstmarkt erheblich und gibt jungen Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke ohne die Unterstützung einer Galerie direkt an Käufer zu verkaufen.
Wo Kunstinteressierte Gemälde für zuhause kaufen, können Künstler erste Schritte in den Kunstmarkt zu unternehmen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
Herausforderungen: Kommerzialisierung und Marktwert
Trotz der vielen Chancen, die sich durch den digitalen Wandel ergeben, bleibt die Frage, wie junge Künstler ihre künstlerische Identität bewahren können, während sie sich den Anforderungen des Marktes stellen. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, den eigenen künstlerischen Wert zu definieren und gleichzeitig den Marktwert der eigenen Werke zu berücksichtigen. Jorinde Voigt, Professorin an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg, warnt davor, dass Studierende, die zu sehr auf den schnellen Verkauf ausgerichtet sind, Gefahr laufen, den künstlerischen Aspekt zu vernachlässigen. „Wenn ein junger Künstler lernt, dass nur das gut ist, was gekauft wird, dann lernt er eigentlich schon keine Kunst mehr“, so Voigt.
Dieser Spannungsbogen zwischen künstlerischem Ausdruck und ökonomischen Zwängen wird durch den Einfluss von Plattformen und Online-Marketing weiter verstärkt. In der heutigen Zeit reicht es nicht mehr aus, einfach nur zu produzieren – Künstler müssen sich auch als Marke präsentieren, wie es Boxler in seinem Artikel treffend beschreibt: „Be your own Brand“ ist die Devise.
Auch spezielle Kunstgenres, wie beispielsweise ansehnliche Akt-Malerei, haben durch diese Plattformen eine größere Reichweite und bieten Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke gezielt an interessierte Sammler zu vermarkten.
Neue Möglichkeiten durch den digitalen Wandel
Der Kunstmarkt befindet sich im Umbruch, und dieser Wandel bietet sowohl Herausforderungen als auch Chancen. Für junge Künstler bedeutet dies, dass sie sich nicht nur auf ihre künstlerischen Fähigkeiten konzentrieren müssen, sondern auch lernen müssen, wie sie ihre Werke vermarkten und sich im digitalen Raum positionieren können.
Der Weg von der Kunstschule in den Kunstmarkt ist mit Unsicherheiten gepflastert, aber auch voller Potenzial. Durch die Kombination aus künstlerischer Bildung und neuen digitalen Tools haben junge Künstler heute mehr Möglichkeiten als je zuvor, ihre Werke zu präsentieren und Käufer zu finden. Doch am Ende bleibt die Frage: Wie gelingt es, den Spagat zwischen Kunst und Kommerz zu meistern?